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Näheres zur bilateralen Kooperation

Den Auftakt des Besuchs der indischen Gäste bildete der bilaterale Workshop „Herausforderungen religiöser Bildung in einer multireligiösen Gesellschaft“ am 11.07.2012 mit einer Vortragsphase. Hier erweiterten die beiden indischen Wissenschaftler den uns gewohnten Blickwinkel auf religiöse Bildung immens, indem sie einen stark rational geprägten Zugriff auf das Thema des Tages durch einen ganzheitlichen Ansatz ergänzten. Der auf Raimon Panikkar zurückgehende „kosmotheandrische Ansatz“ bedenkt bei der Begegnung mit Menschen anderer Religionen und Kulturen „Kosmos“, „Mensch“ und „göttliches Geheimnis“ als trinitarische Grundstruktur der Wirklichkeit. Diese Grundstruktur wird zwar von Religion zu Religion unterschiedlich akzentuiert, jedoch von allen Religionen geteilt, weshalb es sich im religiös pluralen Kontext empfiehlt, diese als Basis für Dialog- und Bildungsprozesse grundzulegen. – Bei einem Besuch im aktuellen Hauptseminar von Prof. Dr. Mirjam Schambeck sf ging der indische Wissenschaftler und Jesuit später noch auf die Tradition des trinitarischen Denkens in Indien näher ein. – Das anspruchsvolle Richtziel interreligiöser Begegnungen und religiöser Bildung ist es laut Prof. DDr. Francis D’Sa sj, dass wir die Menschen anderer Religionen so verstehen, wie sie sich selbst verstehen, und dass diese uns so verstehen, wie wir uns selbst verstehen. Nach der Vortragsphase, die Raum zur Diskussion ließ, vertieften vier Workshops auf unterschiedliche Weise die Frage, wie religiöse Bildung in einer multireligiösen Gesellschaft gelingen kann.
Das religionspädagogische Oberseminar „Religiöses Lernen in multireligiösen Kontexten“ in Würz-burg vom 20. bis 22. Juli 2012 war nach einer Reihe von Höhepunkten das letzte Highlight des Be-suchs der indischen Gäste. In mehreren Arbeitsphasen wurden die Inputs der Referent/innen v. a. mit Blick auf die deutsche Situation religiösen Lernens diskutiert, vertieft und ausgewertet. Dr. Cle-mens Mendonca stellte Perspektiven interreligiösen Lernens mithilfe von Symbolen vor und ging dabei insbesondere auf die Eignung von Symbolen ein, für die religiöse Dimension der Wirklichkeit zu sensibilisieren und gleichzeitig auf Anliegen zu verweisen, die Menschen verschiedener Religionen miteinander einen. Prof. Dr. Mirjam Schambeck sf präsentierte ihren Ansatz interreligiöser Kompetenz, den sie u. a. mittels einer empirischen Studie in Indien fundiert hat und der bald in Gänze als Monografie erscheinen wird.
In der Auswertung des Oberseminars wurde die Begegnung mit den indischen Gästen neben dem intensiven inhaltlichen Austausch schon allein deshalb als erhellend erfahren, weil Dr. Clemens Mendonca und Prof. DDr. Francis D’Sa sj die Fragen der Seminarteilnehmer/innen vor dem Hintergrund eines anderen kulturellen Horizonts und im Modus einer anderen Kommunikationsgepflogenheit beantworteten. Religiöses Lernen in multireligiösen Kontexten rückte also aus zwei verschiedenen kulturellen Perspektiven in den Blick. Diese „Doppelperspektive“ förderte kulturelle Differenzen an den Tag: Während in dem einen kulturellen Horizont die Offenheit für die religiöse Dimension der Wirklichkeit unhinterfragt vorhanden ist und als selbstverständlich vorausgesetzt wird, kann es in dem anderen kulturellen Horizont der Fall sein, dass eine Offenheit für Religion entschieden zurückgewiesen und all das, was mit Religion in Zusammenhang zu stehen scheint, vehement abgelehnt wird. Gerade angesichts der im Oberseminar erfahrbar werdenden kulturellen Differenzen waren sich seine Teilnehmer/innen am Ende darüber einig, dass interreligiöses Lernen den authentischen Dialog mit Menschen anderer Religionen als notweniges Ereignis braucht.
 

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