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____Allgemeine Zielsetzungen der Forschungsstelle

Seit dem Beginn der Leitung des Lehrstuhls für Christliche Religionsphilosophie durch Prof. Dr. Dr. Markus Enders im Jahr 2001 sind von der jüngeren französischen Religionsphilosophie schwerpunktmäßig Jacques Derrida und Michel Henry rezipiert worden; darüber hinaus wurde auch die besonders breitenwirksam gewordene französischsprachige postmoderne Philosophie insbesondere Michel Foucaults (1926–1984) rezipiert und zum Gegenstand einer sachlichen Auseinandersetzung gemacht.

Schwerpunkt der weiteren Rezeption der jüngeren französischen Religionsphilosophie war in den ersten beiden Jahren nach der Einrichtung der neuen Forschungsstelle ab Ende 2010 das Denken von Michel Henry und der von ihm begründeten Radikalen Lebensphänomenologie, deren spezifischer religionsphänomenologischer Ansatz für die Lösung der großen kulturellen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart weiterhin von besonderer Relevanz und Fruchtbarkeit ist. Danach wurde die Rezeption der aktuellsten französischen Religionsphilosophie von Jean-Luc Marion in die Wege geleitet und soll zusammen mit anderen Denkern wie Jean Greisch einen Schwerpunkt bilden. Im Zusammenhang mit der notwendigen Aktualisierung des Bibliotheksbestandes sollen aber auch Begründer der Postmoderne wie Georges Bataille, Emmanuel Levinas, Jacques Lacan und Jacques Derrida weiterhin Berücksichtigung finden.

Für die gesellschaftliche wie kulturelle Relevanz dieser Forschungen seien einige stichwortartige Punkte genannt:

  • der Bereich der sozialen Zusammenhänge zwischen den ökonomischen Makrostrukturen und den fundamentalen Lebensbedürfnissen der Menschen, insbesondere hinsichtlich der Probleme für ihre individuelle und gemeinschaftliche Existenzgestaltung, einschließlich der religiös-spirituellen und ethischen Dimension;
  • das in den westlichen Gesellschaften virulenter werdende Problem einer schwindenden Akzeptanzfähigkeit der Demokratie, die ihre weltanschaulichen Wertvoraussetzungen selbst nicht garantieren kann (u. a. die sog. Böckenförde-These) und daher von demokratiefeindlichen Ideologien und Bewegungen verschiedenster Herkunft und Ausrichtung zunehmend bedroht wird;
  • ein angemessenes Verständnis und ein personwürdiger Umgang mit der umfassenden Leiblichkeit des Menschen angesichts ihrer in erschreckendem Ausmaß wachsenden Instrumentalisierung durch die Massenkommunikationsmedien und die modernen Biotechnologien bis hinein in das Gesundheits- und Hospizwesen.

Gerade für diese hier nur exemplarisch genannten Herausforderungen der kulturellen und geistigen Situation unserer Zeit besitzt die lebensphänomenologische Religionsphilosophie Michel Henrys ein erhebliches Erklärungs- und Lösungspotential, wie die Tagung „Christliche und phänomenologische Kritik gegenwärtiger Kultur“ in der Katholischen Akademie Freiburg vom Dezember 2011 gezeigt hat. Dieses Potential für den religiösen sowie gesellschaftlichen Diskurs weiter zu erschließen und fruchtbar zu machen, stellt eine bleibende Hauptaufgabe dieser Forschungsstelle in den nächsten Jahren dar, wobei auch die Rezeption von Autoren wie Bataille, Dumézil, Marion, Greisch, Nancy etc. aufgegriffen werden soll, um den sich differenzierenden religionswissenschaftlichen und religionsphänomenologischen Diskussionen im französischsprachigen Raum Rechnung zu tragen.

Neben dieser koordinierten und gezielten Rezeption, Weiterentwicklung und gesellschaftlichen Aktualisierung zentraler Themen und Anliegen der jüngeren französischen Religionsphilosophie soll die Forschungsstelle auch die geisteswissenschaftliche universitäre Forschung in einem in den letzten Jahrzehnten zusehends bedeutsamer gewordenen Bereich strukturell und inhaltlich stärken. Sie soll neben der genannten Aktualisierung und Vermittlung maßgeblicher religionsphilosophischer und damit orientierungswissenschaftlicher Forschungsergebnisse in den gesamtgesellschaftlichen Bereich hinein ebenfalls einen Beitrag zur Förderung des akademischen Austauschs und der Kooperation mit der französischsprachigen Geisteswelt leisten (Forschungsseminare, internationale Kooperation und Forschungsprojekte).

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