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Forschung

Von 2013 bis 2022 war der Lehrstuhl wesentlich in die Forschungen des DFG-Sonderforschungsbereiches 1015 (Muße) eingebunden.

Zunächst wurde in der ersten Förderphase (Teilprojekt A2: Muße als Lebensform in der Spätantike) der Zusammenhang von "Theoria" und monastischer Tradition untersucht. Michael Vollstädt untersuchte das Verhältnis von Muße und Kontemplation im östlichen Mönchtum und nahm vor allem die Werke der kappadokischen Bischöfe Basilius von Caesarea und Gregor von Nyssa in den Blick. So wurde die komplementäre Struktur von Muße (σχολή) und Kontemplation (θεωρία) dargestellt und neben der Bedeutung der Termini für die Gotteserkenntnis auch der Bezug dieser Struktur zur Konzeption des koinobitischen Mönchtums herausgearbeitet. Zugleich ging es darum, jene monastische Tradition vor dem Hintergrund des spätantiken Kontexts zu verstehen und also Muße als eine geistesgeschichtlich eingebettete Lebensform zu begreifen. Andreas Kirchner untersuchte daher, ausgehend von einer Bestimmung von Muße (σχολή) und "Theoria" (θεωρία) in der Politik, der Nikomachischen Ethik und der Metaphysik des Aristoteles, die spätantiken Traditionen von Muße und Theoria zunächst im paganen Neuplatonismus (Plotin, aber auch Porphyrios und Iamblich), sowie die weitere Rezeption und Entwicklung beider Konzepte im christlichen Denken jener Zeit und in ihrem Zusammenhang, v.a. anhand der Werke des Marius Victorinus, des Ambrosius von Mailand und besonders des Augustinus.

In der zweiten Förderphase (Teilprojekt G1: "Muße" – Ein ost-westlicher Kulturtransfer. Transformationen von Askese und Mönchtum im Nahen Osten) wurden Konzeptionen der Muße vor dem Hintergrund eines in der Spätantike einsetzenden ost-westlichen Kulturtransfers im Nahen Osten erforscht. In den Blick gelangen sollten dabei die Begegnung abendländischer Vorstellungen von Muße und Kontemplation auf der einen und entsprechender fernöstlicher Konzeptionen von Askese und Mönchtum auf der anderen Seite. Die sich daraus ergebenden Transformationen des Verständnisses von Muße, Askese und Mönchtum wurden anhand der Entstehung unterschiedlicher monastischer und asketischer Traditionen und deren literarischer Reflexion im Roman "Barlaam und Josaphat" betrachtet. Florian Ruf untersuchte dazu anhand der Versionen des je nach religiösem Kontext in unterschiedlichen Varianten vorliegenden Romans, der eine Variation der Buddhalegende darstellt und durch manichäische Vermittlung in den Nahen Osten gelangte, Muße-Vorstellungen in einem kulturell differenten geographischen Raum. Andreas Kirchner widmete sich der Frage der Entwicklung von Muße-Formen und Askese-Vorstellungen im Nahen Osten der Spätantike. Unterschiedlichen Einflüsse verschiedener Religionen wurden dazu festgestellt und verschiedene Muße-Formen herausgearbeitet.

Auch aktuell werden weiter Aspekte der Muße in der Spätantike, vor allem im Zusammenhang mit dem west-östlichen Kulturtransfer, in den forschenden Blick genommen.

 

Zugleich werden aktuell Möglichkeiten abgewogen und Modelle erarbeitet, mit denen sich im Rahmen von "Digital Patristics" für die Zeit der Alten Kirche relevante Texte und intertextuelle Beziehungen analysieren und nach stochastischen Prinzipien kategorisieren bzw. neu bewerten lassen.

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