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Nachruf Prof. Dr. theol. Norbert Glatzel

Die Theologische Fakultät der Albert Ludwigs-Universität Freiburg trauert um ihr langjähriges Mitglied Professor Dr. Norbert Glatzel, der am 29. März 2024 verstorben ist. Nach dem Studium der katholischen Theologie in Regensburg wurde er ebendort am 29.6.1963 zum Priester geweiht.

Von 1989 bis zu seiner Emeritierung 2003 hatte er den Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität inne, nachdem er von 1976/77 bis zu seiner Berufung nach Freiburg den Lehrstuhl für Christliche Sozialethik und Allgemeine Religionssoziologie an der Universität Bamberg innegehabt hat. Im akademischen Jahr 1991/1992 war er Prodekan und leistete anschließend als Dekan der Theologischen Fakultät seinen Beitrag zur universitären Selbstverwaltung. Von 1993 bis 2001 war er Direktor des Instituts für Praktische Theologie. Bis zum Jahr 2000 war er mehrere Jahre Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sozialethik im deutschsprachigen Raum.
 
Im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit standen Fragen der Wirtschafts-, Familien- und Friedensethik. In Konsequenz dieser Schwerpunkte war Glatzel bis 2006 Geistlicher Beirat des Familienbundes der Katholiken, zudem war er Berater des Instituts für Theologie und Frieden in Hamburg.
 
Sein wissenschaftliches Werk ist geprägt von der Beschäftigung mit vielfältigen Fragen nach konkreten Feldern sozialer Gerechtigkeit wie nach dem Markt, nach gesundheits- und sozialpolitischer Versorgung, nach den Chancen Sozialer Marktwirtschaft, vor allem aber nach den Rahmenbedingungen für das Leben von Familien in der säkularen Gesellschaft und deren Strukturen. Als Hauptcharakteristikum seiner Lehr- und Forschungstätigkeit ist hervorzuheben, dass er, auch auf der Basis seines ergänzenden Soziologiestudiums, dem interdisziplinären Charakter des Faches Christliche Gesellschaftslehre intensiv Rechnung getragen hat und mit einer Reihe von Kollegen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaft, aber auch der Politikwissenschaft über die Fakultätsgrenzen hinaus kooperiert und die normative Perspektive christlicher Sozialethik in die wissenschaftlichen und zugleich in die gesellschaftlichen Diskurse eingebracht hat.

Eine weitere, bereits mit seiner Dissertation aufgeworfene und auch später in seinem wissenschaftlichen Werk thematisierte Frage war die nach dem Beitrag christlicher Sozialwissenschaften für Gemeindebildungsprozesse und die Entwicklung von Gemeindestrukturen. Die Frage hat angesichts des Wandels der katholischen Kirche zumal in den liberalen Gesellschaften nichts an Bedeutung verloren.

Wichtig geworden ist auch Glatzels Untersuchung zum wissenschaftlichen Nachwuchs in der katholischen Theologie, bezogen auf den Zeitraum von 1975-1980 in der Bundesrepublik Deutschland, geworden, macht er doch hier bereits auf die Dringlichkeit gezielter Nachwuchsförderung aufmerksam.

Die Theologische Fakultät Freiburg trauert um den im Alter von 87 Jahren verstorbenen Norbert Glatzel und wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.
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