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Welt.Weite.Kirche. Was die Kirche im Innersten zusammenhält. Bericht zur Exkursion nach Rom vom 27.02. - 03.03.2023 .

Im Seminar „Welt.Weite.Kirche. Was die Kirche im Innersten zusammenhält“ der Lehrstühle Kirchenrecht und Pastoraltheologie haben sich Studierende der theologischen Fakutltät mit der weltweiten Organisation der katholischen Kirche angesichts von weltkirchlicher Pluralität und zentralisierter Leitung beschäftigt. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden bei der Exkursion nach Rom mit Verantwortlichen vor Ort vertieft und auf den Prüfstand gestellt.

Welt.Weite.Kirche. Was die Kirche im Innersten zusammenhält. Bericht zur Exkursion nach Rom vom 27.02. - 03.03.2023 .

Die Exkursionsgruppe im Dikasterium für Evangelisierung

Unser erster Gesprächspartner, den wir gleich zu Beginn kennen lernen durften, war Peter Beer. Er besuchte uns in unserer Unterkunft, der Casa Santa Brigida, einem Haus des Birgittinenordens an der Piazza Farnese. Peter Beer ist seit 2020 Professor am Institut für Anthropologie – Interdisziplinäre Studien zu Menschenwürde und Sorge für schutzbedürftige Personen der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Bei dem erkenntnisreichen Gespräch stellte Herr Beer uns seine Perspektive vor, nach der er vor Ort in Rom vor allem eine römische Form des Katholizismus statt einer pluralen Weltkirche erlebe, die sich vor allem dadurch auszeichne, „bella figura“ machen zu wollen und damit einer konstruktiven Fehlerkultur entgegenstehe.
Der nächste Tag startete mit einem Besuch des Dikasteriums für die Evangelisierung der Völker. Unsere Gesprächspartner stellten uns die Aufgaben ihres Dikasteriums und ihre Arbeitsprozesse vor: die Koordination der missionarischen Tätigkeit der katholischen Kirche weltweit, wobei sowohl Gebiete in den Blick genommen werden, in denen die Kirche noch nicht Fuß gefasst hat, als auch solche, in denen bereits christliches Leben stattfindet. Anschließend ging es zum Dikasterium für Kultur und Bildung. Dieses gliedert sich in einen Bereich zur Förderung der Kultur und des kulturellen Erbes und eine Sektion für Bildung und Erziehung an kirchlichen Einrichtungen. Mit unseren Gesprächspartnern haben wir unter anderem am Beispiel der Darstellung der Virgen de Guadalupe über Inkulturationsprozesse gesprochen und über die Vermittlung von religiöser Bildung im Schulunterricht.
Am Nachmittag waren wir im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen zu Besuch. Dieses Dikasterium beschäftigt sich vor allem mit den Themen der Bewahrung der Schöpfung, der Rechte von Minderjährigen, Menschenhandel und Versklavung sowie Folter und Todesstrafe. Die Arbeitsweise wurde uns wie folgt beschrieben: Anfragen aus den Ortskirchen erhalten, dann folgen Dialog, Recherche und Reflexion über die Realitäten und die Probleme vor Ort und abschließend das Entwickeln von Antworten und Unterstützung für die jeweilige Problemlage. So werden nicht nur für den lokalen Kontext Ergebnisse entwickelt, sondern auch Wissen generiert, das für andere weltkirchliche Kontexte relevant sein kann.
Zum Abschluss des Tages durften wir die Arbeit der Gemeinschaft Sant’Egidio kennenlernen und anschließend am Abendgebet der Gemeinschaft in der Kirche Santa Maria in Trastevere teilnehmen. Unsere Gesprächspartnerin war die Historikerin Evelina Martelli, die uns über die Entstehung und das Engagement der Gemeinschaft informierte. Sant’Egidio wurde 1968 gegründet und hat sich den barmherzigen Samariter zum Vorbild genommen. Das Engagement konzentriert sich stark auf die Arbeit mit Migrant:innen, sie setzen sich für humanitäre Fluchtkorridore ein und sind in 70 Ländern weltweit vertreten. Die zwei Kernmerkmale der Gemeinschaft sind das tägliche Gebet und die Freundschaft mit den Armen.
Der Mittwoch begann mit einem Besuch der Päpstlichen Universität Urbaniana. Hier studieren Menschen aus unterschiedlichen Orten der Welt u.a. Missions- oder Pastoraltheologie. Mit Professor Paul B. Steffen SVD und seinen Studierenden konnten wir uns ausgiebig über ihre Erfahrungen beim Studium in Rom und in ihren Heimatdiözesen sowie ihren jeweiligen Blick auf die Organisation einer Weltkirche und die damit verbundenen Herausforderungen austauschen.
Nach dem Mittagessen haben wir Pater Bernhard Eckerstorfer OSB im Kloster Sant’Anselmo zum Gespräch getroffen. Pater Eckerstorfer hat uns zunächst einige der Räumlichkeiten des Klosters wie Hörsäle, Speisesaal und Bibliothek gezeigt, bevor wir uns zu einer Gesprächsrunde zusammengesetzt haben. Dabei erzählte er uns von seinem Verständnis des Mönchtums als Mission und von seinem Selbstverständnis als Gottsuchender. Er schilderte den Vatikan außerdem als durchaus plural, da dort mit Prinzipien und Regeln oft viel flexibler umgangen werde als wir das in Deutschland gewohnt seien.
Zu Beginn des nächsten Tages waren wir im Generalsekretariat der Bischofssynode zu Gast. Es ist das zentrale Organisationsorgan der Bischofssynode, das sich mit allen im Zusammenhang der Synode anfallenden Aufgaben befasst. Hier haben wir uns gemeinsam mit Sr. Maria Kolbe Zamora gefragt, welche Haltungen und Gesten seitens der Bischöfe für eine zukunftsfähige Weltkirche bedeutsam und hilfreich sind und welche eher nicht. Direkt im Anschluss ging es für uns ins Dikasterium für die orientalischen Kirchen. Die Arbeit des Dikasteriums umfasst alle Angelegenheiten, die das Verhältnis zwischen der mit Rom unierten Ostkirchen und dem Heiligen Stuhl betreffen. Bei diesem Treffen stellte unser Gesprächspartner unter anderem die Anzahl der verschiedenen Ostkirchen, ihre Liturgien und die Herausforderungen von kleinen Gemeinschaften der Ostkirchen in westlichen Ländern vor, wie zum Beispiel den Verlust von eigenen Traditionen.
Am Nachmittag durften wir das Staatssekretariat kennenlernen, wo uns Dr. Francesco Riegger in Empfang nahm. Das Staatsekretariat unterstützt den Papst in Regierung und Verwaltung der Weltkirche und gilt als die zentrale Koordinations- und Schaltstelle der römischen Kurie. Herr Riegger berichtete uns Genaueres von seiner Arbeit, wie zum Beispiel das Beantworten von Glaubensfragen, die Gläubige mit Schreiben an den Papst richten. Diese Arbeit beschrieb er uns als durchaus seelsorgerliche Tätigkeit, die sich für die Wahrung der Einheit der Weltkirche einsetze, die er in der festgeschriebenen dogmatischen Lehre und in der Einhaltung von kirchenrechtlichen Vorgaben sieht. Ein besonderes Highlight war die Führung durch Räumlichkeiten des Staatssekretariats und der Besuch der Dachterrasse, von der aus wir einen atemberaubenden Blick auf den Petersplatz genießen konnten.
Den letzten Abend der Exkursion haben wir bei einem gemeinsamen Essen verbracht.
Mit einer Abschlussrunde am nächsten Morgen war unsere Exkursion an ihrem Ende angelangt. Zusammen sind wir gedanklich nochmal die verschiedenen Stationen unserer Exkursion durchgegangen und haben uns über jeweils bleibende Eindrücke und Fragen ausgetauscht.

Wir konnten mit vielen neuen Erkenntnissen nach Freiburg zurückkehren und bedanken uns im Namen des ganzen Seminars für die Ermöglichung dieser Romexkursion.

Bericht: Kathrin Senger

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