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Ökumenisch sensibler Religionsunterricht im Horizont der Orthodoxie

Vom 20.-22.September fand das ökumenische Symposion in Würzburg mit zahlreichen namhaften orthodoxen, evangelischen und katholischen Religionspädagog:innen statt. Ziel war ein ökumenischer Dialog, der besonders der orthodoxen Perspektive Rechnung trägt.

Nachdem bereits in Thessaloniki im September 2018 die erste Phase des ökumenischen Symposiums zur Frage nach einer ökumenischen Religionsdidaktik stattgefunden hatte, kam es nun in Würzburg zu einem zweiten Treffen mit zahlreichen namhaften orthodoxen, evangelischen und katholischen Religionspädagog:innen. Ziel dieses Symposiums sollte ein ökumenischer Dialog sein, der besonders der orthodoxen Perspektive Rechnung trägt.
 
 
 
 
IMG_20210920_145405.jpgIn einem ersten Angang verortete Dipl. Theol. Kerstin Keller den orthodoxen Religionsunterricht in Deutschland. Dabei trat augenscheinlich zu Tage, welche strukturellen Benachteiligungen hier vorhanden sind; von der fehlenden Ausbildung der Lehrkräfte über den Mangel an geeigneten Schulbüchern bis hin zu der teilweise geringen Zahl an orthodoxen Schüler*innen, die ein Zustandekommen von ORU erschweren. Die anschließenden Responses von Prof. Dr. Martin Rothgangel und Prof. Dr. Jan Woppowa stellten sich deshalb folgenden Fragen: Wie kann es angesichts solcher Standortbestimmungen trotzdem gelingen, einen orthodoxen RU in Positionalität zu ermöglichen, der gleichzeitig aber auch die panorthodoxen Realitäten ernst nimmt? Wäre hierfür der sogenannte Christliche Religionsunterricht, wie er zur Zeit in Niedersachsen angedacht wird, eine geeignete Form? Wie könnten andere Modelle skizziert werden, die der Spannung von Sensibilisierung für konfessionelle Besonderheiten und  ökumenischer Profilierung gerecht werden?
 
 
 

IMG_20210920_155945.jpgDarüber hinaus gilt es schon jetzt, so Dipl. Theol. Sandrine Schnitzer und darauf Prof. Dr. Friedrich Schweitzer, orthodoxe Schüler*innen im katholischen und evangelischen Religionsunterricht nicht nur wahrzunehmen, sondern auch in ihren Profilen als eigene Perspektive in religiöse Lern- und Bildungsprozesse zu integrieren. Ein solcher Religionsunterricht versteht sich dann als konfessionssensibel und versucht den Deuteraum, den das Christentum auftut, pluralitätsfähig zu erschließen.
 
 
 
 
 
 
 
IMG_20210920_173235.jpgAus ihrer je eigenen konfessionellen Perspektive heraus zeigten Prof. Dr. Ioan Moga, Prof.‘in Dr. Sabine Pemsel-Maier und Prof. Dr. Joachim Willems in einem zweiten Schritt, wie Theologie und ihr Studium im Horizont der Ökumene zu denken ist. Dabei ginge es darum, die eigenen theologischen Schätze zu entdecken, aber auch blinde Flecken wahrzunehmen, die nur in ökumenischer Offenheit zu bewältigen sind. Sabine Pemsel-Maier machte dabei beispielsweise auf die Pneumatologie und Bildtheologie als Impulse der orthodoxen für die katholische Theologie aufmerksam. Schließlich heißt das aber auch gesellschaftliche Herausforderungen, wie wir sie gerade beispielsweise in der Klimakrise erleben, in ökumenischer Verantwortung zu bearbeiten. Neben gesellschaftlichen Verunsicherungen brauchen auch die Kirchen angesichts der eigenen Krisen, so Prof. Dr. Ulrich Kropac, die ökumenische Weite, um sich diesen angemessen zu stellen.
 
 
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In der sich anschließenden Workshopphase entwarfen Prof.‘in Dr. Andrea Lehner-Hartmann, Prof. Thomas Schlag, Prof.‘in Dr. Katrin Bederna und Prof. Dr. Wolfgang Weirer (mit Mevlida Mesanovic) anhand ausgewählter Themenfelder wie dem Ethischen Lernen, der Christologie, dem Interreligiösen Lernen und dem Generdiskurs erste materiale Ansätze einer trikonfessionellen Didaktik. Diese Wegmarker sind anschließend von Prof. Dr. Konstantin Lindner und Dr. Yauheniya Danilovich in einem größeren Kontext weitergedacht worden: Was müssen Religionslehrer:innen angesichts eines konfessionssensiblen Religionsunterrichts in ökumenischer Perspektive können?
 
 
 
IMG_20210921_173708.jpgZum Schluss bündelten Prof. Dr. Henrik Simojoki, Dr. Yauheniya Danilovich und Prof.‘in Dr. Mirjam Schambeck sf die unterschiedlichen Perspektiven auf die Frage nach einem trikonfessionellen ökumenischen Religionsunterricht und zeigten Prinzipien einer solchen Didaktik auf. Erst wenn wir uns von religiöser und konfessioneller Vielfältigkeit überraschen und einen ökumenisch profilierten Religionsunterricht als Chance begreifen, religiöse Sprachfähigkeit angesichts postmoderner Pluralität auszubilden, kann eine ökumenisch profilierte Didaktik gelingen. Dabei wurde auch klar, dass es hierfür den Dialog braucht; zum einen, um kognitive Strukturen zu bilden und diskursive Klärungen vorzunehmen, zum anderen aber auch um Vertrauen zu schaffen und Vorbehalte aus dem Weg zu räumen.
 
Die persönlichen Begegnungen fernab des Vortragpodiums und der intensive Austausch während der einzelnen Phasen konnten ein solches Vertrauen schaffen und haben den Wunsch nach einer Fortsetzung dieses ökumenischen Symposions nochmals deutlich verstärkt.
 

 

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