Sektionen
Sie sind hier: Startseite Studium und Lehre Lehrveranstaltungen Lehrveranstaltungen SoSe23

Lehrveranstaltungen SoSe23

Weiterführende Informationen besonders zu den Terminen der einzelnen Veranstaltungen sind dem Vorlesungsverzeichnis der Theologischen Fakultät zu entnehmen.

 

Vorlesungen


Wirtschaftsethik und Wirtschaftsordnung (M12)

Donnerstag 10:00-12:00Uhr c.t.
Dozierende: Prof. Dr. Nothelle-Wildfeuer

Schien es nach der großen Finanzmarkt- und Bankenkrise 2008/2009 auch kurzfristig so, als hätte die Wirtschaft eine Besinnung auf ihren eigentlichen Sinn und Zweck eingelegt, so scheint sich das in der Zwischenzeit schon wieder verloren zu haben: Es entsteht der Eindruck, als hätten die Kategorien des Marktes wie Gewinn und Wettbewerb absoluten Vorrang vor dem Menschen, als sei das Ökonomische das beherrschende Prinzip aller gesellschaftlichen Prozesse. Wirtschaftliche Prozesse scheinen anonym abzulaufen, sie sind in der Einschätzung vieler – zumal im Kontext der Globalisierung und der Digitalisierung - nicht mehr gestaltbar, sondern Ergebnis undurchschaubarer Gesetzmäßigkeiten und technologischer Entwicklung. Für die (christliche) Ethik stellt sich die Frage, welche gesetzlichen und moralischen Regeln alle Beteiligten im Blick haben müssen, um ein gerechtes, menschenwürdiges Zusammenleben – auch im Bereich der Wirtschaft - zu gewährleisten? Wie ist der Faktor Arbeit (unter den Bedingungen von Arbeit und Industrie 4.0), der Markt mit seinem zentralen Element, dem Wettbewerb etc. zu bewerten? Wie lässt sich Sorgearbeit mit Erwerbsarbeit vereinbaren? Welche Bedeutung kommt in solchem Denken sozialethischen Kriterien wie dem der (sozialen) Gerechtigkeit überhaupt noch zu? Wie können sozial gerechte Strukturen einer ethisch verantworteten Wirtschafts- und Unternehmensordnung im Kontext der Globalisierung überhaupt aussehen? Sowohl derart grundlegenden wirtschaftsethischen als auch aktuellen Fragestellungen werden wir uns in der Vorlesung widmen

Einführung in die Theologie aus praktisch - theologischer Perspektive (M4)

Mittwoch 10:00-12:00Uhr c.t.
Dozierende: Prof. Dr. Nothelle-Wildfeuer

Aufbauend auf dem Teilmodul „Einführung in die Praktische Theologie" des Wintersemesters 2021/22 steht im Mittelpunkt dieser Veranstaltung die Bearbeitung eines größeren praxis-bezogenen Projekts aus der spezifischen Perspektive jeweils eines der fünf Fächer. Dafür recherchieren die Teilnehmer_innen eigenständig unter Anleitung des jeweiligen Fachvertreters, sie präsentieren es mündlich und fertigen darüber eine Hausarbeit an. Das selbstständige Arbeiten wird unterstützt und begleitet durch gemeinsame Rahmenveranstaltungen. Nähere Informationen sowie die Verteilung der Projekte erfolgen in der Eröffnungsveranstaltung.

 

Seminare

 

Populismus als Herausforderung in Demokratie und Kirche. Sozialethische Perspektiven

Donnerstag 14:00-16:00Uhr c.t.
Dozierende: Prof. Dr. Nothelle-Wildfeuer

In liberalen demokratischen Gesellschaften zeigt sich vermehrt ein tief sitzendes Unbehagen an der Gegenwartsgesellschaft. Angesichts komplexer Herausforderungen fordern populistische Stimmen und Strömungen vielfach die Rückkehr zur Eindeutigkeit und Wahrheit ein, und bringen Kampfbegriffe wie Volk, Nation oder Zweigeschlechtlichkeit in Stellung gegenüber pluralen Lebenswelten. Neben der Politik zeigt sich eine solche Sehnsucht nach Eindeutigkeit zunehmend auch in Kirche und Religion. In unserem Seminar werden wir uns mit dem schillernden und auch selbst oft uneindeutigen Phänomen des Populismus auseinandersetzen und uns der Begriffswelt dieser antiliberalen Denk- und Argumentationsmuster nähern. In dieser Analyse geht es auch um die Frage, inwiefern christliche Motive im Populismus verdreht und somit missbraucht werden, um andere Menschen oder gewisse Personengruppen auszugrenzen. Der christliche Glaube ist somit einerseits Objekt der analytischen Auseinandersetzung, andererseits aber auch Subjekt und Teil der Lösung - nämlich in der Frage, unter welchen Bedingungen ein christlicher Glaube populistischen Strömungen substantiell etwas entgegensetzen und zum gesellschaftlichen Miteinander in freiheitlichen und demokratischen Gesellschaften beitragen kann.
 

"Daß Auschwitz nicht noch einmal sei" (T. Adorno) Antisemitismuskritische Bildung als Notwendigkeit für die Gesellschaft und den Religionsunterricht

Donnerstag 14:00-16:00Uhr c.t.
Dozierende: Dr. Lukas Schmitt, Tobias Balle

Laut der jüngsten Antisemitismusstudie, die von der EU im Dezember 2018 veröffentlicht wurde, ist jeder dritte Jude / jede dritte Jüdin in Deutschland schon einmal belästigt worden, fühlte sich zunehmend unsicher und trägt sich angesichts der zunehmenden antisemitischen Agitation in Deutschland mit dem Gedanken auszuwandern.
Vor diesem Hintergrund formuliert sich die Aufgabe religiöser Bildung neu. Das Diktum Theodor W. Adornos, dass "die wichtigste Forderung an eine künftige Erziehung diejenige sein [muss], dass so etwas wie Auschwitz nie mehr wieder geschieht" hat nicht nur an Brisanz gewonnen, sondern muss weitergedacht werden. Was Hannah Arendt im 20. Jahrhundert in Bezug auf Adolf Eichmann formuliert hat: dass es kein Recht zu gehorchen gibt, muss angesichts zunehmender identitärer Bewegungen aktualisiert werden.
Im Seminar werden popkulturelle Zeugnisse auf antisemitische Spuren untersucht, Prinzipien einer antisemitismuskritischen Bildung reflektiert und adaptiert sowie Perspektiven überlegt, wie (inter-)religiöse Bildung angesichts dieser Herausforderung zu konturieren ist.
 

Grenzziehungen und Identitäten. Philosophische und exegetische Perspektiven der Migrationsethik

Donnerstag 16:00-18:00Uhr c.t.
Dozierende: Dr. Lukas Schmitt, Philipp Graf

Migrations- und Fluchtbewegungen zählen zu den großen Herausforderungen der Gegenwart, vor deren Hintergrund die ethische Begründung und politische Legitimität von Staatsgrenzen verstärkt ins Bewusstsein gerufen wird. Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung haben Grenzen sich im Prozess der Globalisierung nicht etwa relativiert, sondern sind vielfach machtvoller und selektiver geworden. Viele Gesellschaften versuchen durch Grenzziehungen und den Ausbau von Grenzbefestigungen, Zuwanderung zu begrenzen, vielfach mit dem Verweis auf den vermeintlichen Schutz gesellschaftlicher Identität. Im Seminar werden wir gemeinsam philosophische Ansätze der migrationsethischen Debatte erkunden und uns zudem in exegetischer Hinsicht mit den Fragen von Grenzziehungen, Migration und Flucht in biblischen Büchern auseinandersetzen. Neben diesem inhaltlichen Fokus soll dieses interdisziplinäre Seminar außerdem eine Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten leisten.

Benutzerspezifische Werkzeuge