____DFG-Projekt: Briefwechsel Jaspers/Mayer
„Dein Arbeiten mit mir ist ohne Vergleich.“
Edition des Briefwechsels Karl Jaspers – Ernst Mayer in Auswahl
(Karl-Jaspers-Gesamtausgabe Bd. III/3)
In diesem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt geht es um die Edition (inkl. Auswahl, Transkription und Kommentierung) des für das philosophische Denken von Karl Jaspers (1883–1969) insbesondere in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts enorm bedeutsam gewordenen, umfangreichen Briefwechsels zwischen ihm und seinem Schwager Ernst Mayer (1883–1952), der als Band III/3 der im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen herausgegebenen Karl-Jaspers-Gesamtausgabe (KJG) erscheinen soll.
Projektlaufzeit: 01.10.2022 bis 30.11.2025
Projektverantwortlicher:
Professor für Christliche Religionsphilosophie an der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Mitverantwortlicher:
Karl-Jaspers-Professor für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie in der Klinik für Allgemeine Psychiatrie, Zentrum für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikums Heidelberg
Hauptamtlicher Mitarbeiter (Editor): Georg Hartmann M. A.
Zur Relevanz von Jaspers’ Denken
Karl Jaspers in den 1960er Jahren,
© Karl-Jaspers-Stiftung
Hier können Sie sich auch einen Podcast von "RadioWissen" anhören, in dem sich Prof. Dr. Dr. Markus Enders zu Karl Jaspers' Leben und Werk äußert: https://open.spotify.com/episode/6miKobWvvKaOnylvhtVJuQ
Zur Bedeutung der Edition des Briefwechsels Jaspers/Mayer
Ernst Mayer 1916, DLA-Marbach | Erst durch die im September 2020 zu Ende geführte Erschließung des Nachlasses von Karl Jaspers, der sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach befindet, wurde nun auch die herausragende Bedeutung der intensiven Zusammenarbeit zwischen Karl Jaspers und seinem Schwager Ernst Mayer konkret sichtbar. Dass Ernst Mayer einer der wichtigsten Gesprächspartner Jaspers’ war und dass einzelne Formulierungen bei Jaspers direkt auf Mayer zurückgehen, war spätestens seit dem Erscheinen der Philosophischen Autobiographie von Jaspers schon ersichtlich, allerdings eher implizit als explizit und ohne ein klares Bild über Ausmaß, Tiefe und Reichweite des philosophischen Dialogs zwischen den beiden. Dieses Bild lässt sich nun lebendig nachzeichnen: Es ergibt sich ein epistularisches Großwerk, das zwar anders gelagert, aber in seiner zeit- und geistesgeschichtlichen Bedeutung dem „Jahrhundertbriefwechsel“ zwischen Karl Jaspers und Hannah Arendt durchaus vergleichbar ist. |
Karl Jaspers an Ernst Mayer, 3.1.1931,
DLA-Marbach, A: Jaspers
Diese Zusammenarbeit wäre verkannt, wenn sie lediglich als Hilfestellung, im Ganzen aber doch nur als ein akzidentelles Beiwerk zur kooperativen Entstehungsgeschichte eines der Werke Jaspers’ betrachtet werden würde. Vielmehr kann und muss sie an ihrem wesentlichen Anspruch kommunikativer Denkarbeit im Rahmen einer Freundschaft gemessen werden. Damit ist eine zweite systematische Bedeutung dieses Briefwechsels benannt: Sie besteht in der von Jaspers und Mayer behaupteten zentralen Bedeutung der Freundschaft als Keimzelle einer möglichen Wiedergewinnung jenes gemeinsamen Bodens, der mit der für die Philosophie ausgefallenen Berufung auf rein wissenschaftliche Fundierung und Verwirklichung einerseits, oder auf eine feststehende philosophische Schulbildung andererseits verlorengegangen war. Als wohl wichtigstes systematisches Thema des Briefwechsels soll insofern die offen oder latent immer wiederkehrende Frage nach der Möglichkeit und dem Wesen einer philosophisch-existentiellen Kritik im Blick behalten werden.
Ernst Mayer an Karl Jaspers, 6.1.1931,
DLA-Marbach, A: Jaspers
Projektziele
Mit der Edition ausgewählter Teile der Korrespondenz zwischen Karl Jaspers und Ernst Mayer soll ein bisher noch weitgehend unbekannter, aber für die Philosophiegeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts zentraler Briefwechsel zugänglich gemacht werden. Die im September 2020 beendete Erschließung des Jaspers’schen Nachlasses brachte zahlreiche bislang unbekannte Materialien zum Vorschein, die die außergewöhnliche Bedeutung seines Schwagers und Freundes Ernst Mayer für die Genese zentraler Werke Jaspers’ sichtbar machen. Die enge Zusammenarbeit der beiden, die von den 1920er Jahren bis zum Tod Mayers 1952 reichte, spiegelt sich in einem umfangreichen Briefwechsel und zahlreichen Texten Mayers mit Werkbezug bzw. eigenem Manuskript- oder Werkcharakter wider. Die Briefe und Texte sind nicht nur für die Werke beider sowie ihr philosophisches Selbstverständnis, sondern auch in biographischem und zeitgeschichtlichem Sinn für zukünftige Forschungsarbeiten von herausragender Bedeutung.
Methode
Methodisch orientiert sich das Editionsvorhaben an den Richtlinien der KJG, in deren dritter Abteilung als Band III/3 die Korrespondenz Jaspers/Mayer erscheinen soll. Die KJG versteht sich als Leseausgabe, geplant ist also auch im vorliegenden Fall keine historisch-kritische Edition des Briefwechsels zwischen Jaspers und Mayer. Vielmehr sollen die ausgewählten Briefe ebenso wie die einschlägigen Manuskripte in einer leicht lesbaren und übersichtlichen Form zugänglich gemacht werden, ohne auf philologische Standards zu verzichten. Die Bände der KJG enthalten neben den Haupttexten jeweils eine Einleitung, einen Stellenkommentar sowie ein Namenregister.