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Trauer um Professor Dr. Hansjürgen Verweyen

Die Theologische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg trauert um ihr langjähriges Mitglied

Professor Dr. Hansjürgen Verweyen

* 15. Februar 1936 in Bonn   † 16. Januar 2023 in Freiburg

Von 1984 bis 2004 hatte er den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie inne, nachdem er zuvor von 1967 bis 1975 als Assistant Professor an der University of Notre Dame, Indiana, USA und von 1975 bis zu seiner Berufung nach Freiburg als ordentlicher Professur für Theologie und ihre Didaktik an der Gesamthochschule Essen gewirkt hatte.
verweyen.jpgHansjürgen Verweyen hat ein umfangreiches wissenschaftliches Werk hinterlassen. Sucht man nach einer leitenden Fragestellung, der er sich sowohl in seinen historisch-editorisch angelegten Arbeiten zu Klassikern der Philosophie- und Theologiegeschichte als auch in seinen systematischen Arbeiten gestellt hat, so besteht diese in der Frage nach einer philosophisch verantworteten Ausweisbarkeit der Offenheit des Menschen für eine Offenbarung Gottes. Sein Anspruch bestand darin, anthropologisch ansetzend den philosophischen Nachweis zu bringen, dass sich der Mensch, soll die antinomische Grundstruktur seiner Subjektivität behoben werden, von Gott her verstehen muss und dass dieser sich ihm im Christus-Ereignis in einer objektiv evidenten Weise als die letztgültige Offenbarung Gottes erschließen kann. Sein Hauptwerk „Gottes letztes Wort“, das mehrere Auflagen erlebte und das er aufgrund der heftigen Debatten, die es auslöste, teils modifizierte, gehört ganz ohne Zweifel zu den wichtigsten systematisch-theologischen Entwürfen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Es stellt sich in neuartiger Weise fundamentaltheologischen Grundlegungsfragen und lässt sich dabei konsequent auf das Gespräch mit der neuzeitlichen Philosophie ein. Es war vor allem die Philosophie Johann Gottlieb Fichtes, von der sich Verweyen inspirieren ließ. Dass er auf starke Begründungen drängte, wenn es darum ging, den Kern christlicher Hoffnung zu retten, hing auch damit zusammen, dass er den modernen Wissenschaftsbetrieb hellsichtig beobachtete und wahrnahm, wie existentielle Fragen immer mehr an den Rand gedrängt wurden. Eine seiner Leidenschaften galt Albert Camus. Gleichzeitig bewahrte er sich den kritischen Blick auf die eigene Zunft. Er war zutiefst davon überzeugt, dass der Glaube rational begründet werden muss und dies auch kann. Neben diesen streng akademischen Arbeiten griff Hansjürgen Verweyen aber auch in kirchenpolitische Fragen ein.
Zahlreiche Dissertationen, die sich einem breiten Themenspektrum widmeten, konnten unter seiner Leitung abgeschlossen werden. Auch hierüber entfaltete Hansjürgen Verweyen eine Wirksamkeit, die ihn zu einem der wichtigsten Theologen in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil werden ließ.

Die Theologische Fakultät trauert um einen bedeutenden Gelehrten und wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.
 

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